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READER—Was kommt nach dem Tod?

Textfeld: 4.	Das Endgericht hat einen doppelten Ausgang: ewige Gottesgemeinschaft oder ewige Verdammnis.
Evangelische Theologen in neuerer Zeit bestreiten diese Kombination griechischer und biblischer Auffassungen. Sie sehen darin eine Abmilderung der Realität des Todes. Sie lehnen die Aufspaltung des Menschen in Leib und Seele ab. Weil der Mensch als ganzer ein Sünder sei , darum sterbe er im Tode ganz und gar mit Leib und Seele (Ganztod). Die Auferstehung der Toten hat dann keinen Anknüpfungspunkt beim Menschen sie ist völlige Neuschöpfung durch Gott. Zwischen Tod und Auferstehung klafft ein Riß, der einzelne existiert höchstens im Gedächtnis Gottes weiter.
Viele Menschen, die einen Angehörigen verloren haben, fragen: »Was geschieht mit unserem Toten?« Die Antwort, daß der Mensch im Tode völlig vernichtet wird, entspricht nicht dem Neuen Testament. Wenn Jesus sagt: »Gott ist nicht der Toten, sondern der Lebendigen Gott; denn sie leben ihm alle« (Lk 20,38), dann rechnet er damit, daß die Toten in Gott leben. Die ersten Christen hofften, sofort nach dem Tode »bei Christus zu sein« (Phil 1,23). Der Tod kann sie nicht scheiden von der Liebe Gottes (Röm 8,38). Auch das von Lukas berichtete Wort Jesu am Kreuz »Heute wirst du mit mir im Paradiese sein« deutet auf eine Gottesgemeinschaft sofort nach dem Tode. Nach dem Johannesevangelium hat der Glaubende hier schon das ewige Leben, das auch der Tod nicht mehr auslöschen kann: »Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe« (Joh 11,25). Gott hat den Menschen geschaffen, um mit ihm Gemeinschaft zu haben. Der Mensch ist somit der Dialogpartner Gottes, er ist angeredet und er soll antworten. Gott nimmt diese Beziehung zum Menschen nicht zurück - und so sind wir im Leben und im Tode auf Gott bezogen, wir können ihm nicht entrinnen. Weil die Gottesbeziehung unzerstörbar ist , ist es auch die menschliche Person.
»Der Mensch kann deshalb nicht mehr total untergehen, weil er von Gott gekannt und geliebt ist. Wenn alle Liebe Ewigkeit will - Gottes Liebe will sie nicht nur, sondern wirkt und ist sie ..... eine geistige Seele haben heißt: ein Wesen sein, das von Gott auf ewigen Dialog bin gerufen und darum seinerseits fähig ist, Gott zu erkennen und ihm zu antworten. Was wir in einer mehr substantialistischen Sprache >Seele haben< nennen, werden wir in einer mehr geschichtlichen, aktualen Sprache bezeichnen >Dialogpartner Gottes< sein« (Ratzinger).
Wie verhält sich die Unzerstörbarkeit der menschlichen Person zur Auferstehung? Das Neue Testament gibt hier keine eindeutige Antwort. Die Hoffnung, sofort nach dem Tode zu Christus zu kommen, und die Erwartung der allgemeinen Auferstehung am Ende der Tage stehen unausgeglichen nebeneinander. Klar ist: Die Toten sinken nicht ins Nichts, sie sind in Gottes Hand geborgen.
Aus: Ev. Erwachsenenkatechismus S.532f

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